17. März 2018

Urteil über VW: Ein Konzern, der sittenwidrig Verbraucher geschädigt hat

Musterfeststellungsklage
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Deutsche Gerichte fällen VW Urteile mit scharfem Schwert

Jüngst hat das Landgericht Hamburg einen VW-Händler zur Lieferung eines Ersatzfahrzeuges verurteilt. Medial hat dies hohe Wellen geschlagen. VW Urteile mit weit größerer Tragweite blieben aber von der Öffentlichkeit unbeachtet.

Denn VW wurde bereits zigmal von deutschen Gerichten wegen vorsätzlich sittenwidriger Schädigung verurteilt.

Das ist ein bemerkenswerter Vorwurf. Urteile wegen vorsätzlich sittenwidriger Schädigung sind selten. Die Hürden hierfür sind hoch. Manch einer spricht bei diesen Verurteilungen auch von einer „schallenden juristischen Ohrfeige“ für VW. Bei der Härte des Vorwurfes ist dies aber noch verharmlosend.

VW: Urteile wegen vorsätzlicher, sittenwidriger Schädigung

Nur ein Bruchteil der Millionen Opfer des Abgasskandals hat bisher geklagt. Ein Bruchteil von Millionen sind aber immerhin noch mehrere Tausend Klagen. Wenn Sie sich ein Bild machen möchten, mit wie vielen Urteilen VW schon wegen deliktischer Ansprüche verurteilt wurde, schauen Sie sich die Liste am Ende des Beitrages an.

Sittenwidrigkeit?

Die Urteile ergingen wegen Betrugs beziehungsweise sittenwidriger Schädigung. Aber wann handelt jemand sittenwidrig? Das macht er dann, wenn er gegen die guten Sitten verstößt. Was aber einen solchen Sittenverstoß umfasst, ist bis heute gesetzlich nicht klar geregelt. Denn die Sitten wandeln sich und deshalb muss immer wieder neu darüber diskutiert und entschieden werden, was die guten Sitten sind.

Die Rechtsprechung hat hierzu Fallgruppen entwickelt, deren Namen nach schweren Vorwürfen klingen: arglistige Täuschung beim Vertragsabschluss, rücksichtsloses Eindringen in fremde Vertragsbeziehungen, Existenzvernichtungshaftung und weitere. Aber diese helfen nur wenig bei der Beurteilung eines konkreten Falls.

VW Urteile: Sittenwidrigkeit bei VW festgestellt

Die Beurteilung, ob VW gegen die guten Sitten verstoßen hat, fällt allerdings nicht so schwer. Denn VW hat betrogen. Und Betrug ist schon lange ein Verstoß gegen die guten Sitten. Schon seit mehreren Jahrhunderten.

Beeindruckend bei VW ist aber vor allem das Maß, mit dem betrogen wurde. VW ist der größte Automobilhersteller weltweit. Mit einer Mitarbeiterzahl von 626.715 und einem Verkauf von über 10 Millionen Fahrzeugen allein im Jahr 2016 hat das Verhalten und die Entscheidungen dieses Konzerns erheblichen Einfluss auf die Weltgemeinschaft. VW hat aufgrund dieser Macht, Größe und Einflusses nicht, wie zu erwarten war, Verantwortung übernommen, sondern diese Position ausgenutzt, um Millionen von Menschen zu betrügen und die Umwelt zu gefährden.

Die Beurteilung, dass das sittenwidrig ist, ist mit gesundem Menschenverstand schon leicht vorzunehmen.

Vorsatz bei VW

Bei dem Vorwurf der vorsätzlichen sittenwidrigen Schädigung kommt noch hinzu, dass VW vorsätzlich gehandelt haben muss. Das heißt, dass VW Kenntnis von dem Verstoß gegen die guten Sitten und den Betrug gehabt haben muss. VW kann als juristische Person keine Kenntnis haben, denn der Konzern ist ein juristisches Gebilde. Die Mitarbeiter und Repräsentanten des Konzerns, wie zum Beispiel der Vorstand oder andere Führungskräfte, dagegen schon. Diese Kenntnis wird VW zugerechnet. Dies haben schon viele Gerichte so gesehen und VW verurteilt. Die VW Urteile sind also weitestgehend eindeutig.

Bewusstes Missachten der Vorschriften durch VW Mitarbeiter

Man muss sich klarmachen, was das bedeutet: Mitarbeiter des VW-Konzerns haben bewusst Vorschriften verletzt, die dem Schutz der Gesundheit der Bevölkerung sowie dem Schutz der Umwelt und des Klimas dienen. Sie haben gewusst, dass sie mit der Missachtung dieser Regeln die Gesundheit und den Natur- und Klimaschutz gefährden und haben diesen aufs Spiel gesetzt. Weiterhin fahren Millionen von Fahrzeugen auf den Straßen der Bundesrepublik, der EU und anderer Staaten, die die zulässigen Höchstgrenzen für Stickstoffoxide überschreiten.

    Folgen für VW?

    Hier finden Sie die Liste von Urteilen, mit welchen VW schon wegen deliktischer Ansprüche verurteilt wurde:

    1. Landgericht Arnsberg, Urteil vom 14.06.2017, Az. I-1 O 227/16
    2. Landgericht Arnsberg, Urteil vom 14.06.2017, Az. I-1 O 25/17
    3. Landgericht Arnsberg, Urteil vom 24.03.2017, Az. 2 O 234/16
    4. Landgericht Bayreuth, Urteil vom 15.09.2017, Az. 23 O 679/16
    5. Landgericht Bayreuth, Urteil vom 16.05.2017, Az. 23 O 243/16
    6. Landgericht Bayreuth, Urteil vom 23.10.2017, Az. 23 O 227/17
    7. Landgericht Bielefeld, Urteil vom 16.10.2017, Az. 6 O 149/16
    8. Landgericht Bochum, Urteil vom 17.08.2017, Az. I-8 O 26/17
    9. Landgericht Bochum, Urteil vom 29.12.2017, Az. I-6 O 96/17
    10. Landgericht Bonn, Urteil vom 13.10.2017, Az. 19 O 104/17
    11. Landgericht Bonn, Urteil vom 14.09.2017, Az. 19 O 76/16
    12. Landgericht Dortmund, Urteil vom 02.10.2017, Az. 12 O 45/17
    13. Landgericht Dortmund, Urteil vom 06.06.2017, Az. 12 O 228/16
    14. Landgericht Düsseldorf, Urteil vom 22.03.2017, Az.18a O 25/17
    15. Landgericht Düsseldorf, Urteil vom 09.02.2018, Az. 7 O 212/16
    16. Landgericht Essen, Urteil vom 04.09.2017, Az. 16 O 245/17
    17. Landgericht Essen, Urteil vom 18.08.2017, Az.16 O 262/16
    18. Landgericht Essen, Urteil vom 19.10.2017, Az. 9 O 33/17
    19. Landgericht Essen, Urteil vom 28.08.2017, Az. 4 O 103/17
    20. Landgericht Essen, Urteil vom 28.08.2017, Az. 4 O 114/17
    21. Landgericht Essen, Urteil vom 12.10.2017, Az. 6 O 302/17
    22. Landgericht Frankfurt (Oder), Urteil vom 07.08.2017, Az. 13 O 30/17
    23. Landgericht Frankfurt (Oder), Urteil vom 17.07.2017, Az. 13 O 174/16
    24. Landgericht Frankfurt (Oder), Urteil vom 17.07.2017, Az. 13 O 30/17
    25. Landgericht Frankfurt am Main, Urteil vom 02.11.2017, Az. 2-3 O 104/17
    26. Landgericht Frankfurt am Main, Urteil vom 07.08.2017, Az. 2-30 O 190/16
    27. Landgericht Frankfurt am Main, Urteil vom 10.10.2017, Az. 2-17 O 128/16
    28. Landgericht Frankfurt am Main, Urteil vom 19.10.2017, Az. 2-25 O 547/16
    29. Landgericht Frankfurt am Main, Urteil vom 20.10.2017, Az. 2-26 O 67/17
    30. Landgericht Freiburg, Urteil vom 09.06.2017, Az. 2 O 140/16
    31. Landgericht Gießen, Urteil vom 26.09.2017, Az. 2 O 110/17
    32. Landgericht Hamburg, Urteil vom 27. Oktober 2017, Az. 308 O 356/16
    33. Landgericht Hildesheim, Urteil vom 12.09.2017, Az. 3 O 5/17
    34. Landgericht Hildesheim, Urteil vom 13.06.2017, Az. 4 O 118/16
    35. Landgericht Hildesheim, Urteil vom 17.01.2017, Az.3 O 139/16
    36. Landgericht Karlsruhe, Urteil vom 22.03.2017, Az. 4 O 118/16
    37. Landgericht Kleve, Urteil vom 31.03.2017, Az. 3 O 252/16
    38. Landgericht Kleve, Urteil vom 06.10.2017, Az. 3 O 201/16
    39. Landgericht Kleve, Urteil vom 23.06.2017, Az. 3 O 212/6
    40. Landgericht Köln, Urteil vom 18.07.2017, Az. 22 O 59/17
    41. Landgericht Krefeld, Urteil vom 04.10.2017, Az. 2 O 19/17
    42. Landgericht Krefeld, Urteil vom 04.10.2017, Az. 2 O 192/16
    43. Landgericht Krefeld, Urteil vom 04.10.2017, Az. 7 O 122/16
    44. Landgericht Krefeld, Urteil vom 04.10.2017, Az. 7 O 160/17
    45. Landgericht Krefeld, Urteil vom 12.07.2017, Az.7 O 159/16
    46. Landgericht Krefeld, Urteil vom 19.07.2017, Az. 7 O 147/16
    47. Landgericht Krefeld, Urteil vom 19.07.2017, Az.7 O 147/16
    48. Landgericht Krefeld, Urteil vom 25.10.2017, Az. 7 O 34/17
    49. Landgericht Krefeld, Urteil vom 25.10.2017, Az. 7 O 51/17
    50. Landgericht Krefeld, Urteil vom 27.09.2017, Az. 2 O 55/17
    51. Landgericht Krefeld, Urteil vom 27.09.2017, Az. 2 O 90/17
    52. Landgericht Magdeburg, Urteil vom 15.06.2017, Az. 9 O 1498/16 *431*
    53. Landgericht Mainz, Urteil vom 16.08.2017, Az. 5 O 411/16
    54. Landgericht Mainz, Urteil vom 27.07.2017, Az. 4 O 196/16
    55. Landgericht Mönchengladbach, Urteil vom 01.06.2017, Az. 10 O 84/16
    56. Landgericht Mönchengladbach, Urteil vom 11.07.2017, Az. 1 O 320/16
    57. Landgericht Münster, Urteil vom 28.06.2017, Az.02 O 165/16
    58. Landgericht Nürnberg-Fürth, Urteil vom 10.10.2017, Az. 9 O 1368/17
    59. Landgericht Nürnberg-Fürth, Urteil vom 10.10.2017, Az. 9 O 1574/17
    60. Landgericht Nürnberg-Fürth, Urteil vom 10.10.2017, Az. 9 O 7861/16
    61. Landgericht Nürnberg-Fürth, Urteil vom 10.10.2017, Az. 9 O 8321/16
    62. Landgericht Nürnberg-Fürth, Urteil vom 10.10.2017, Az. 9 O 8321/16
    63. Landgericht Nürnberg-Fürth, Urteil vom 10.10.2017, Az. 9 O 8921/16
    64. Landgericht Nürnberg-Fürth, Urteil vom 10.10.2017, Az. 9 O 9191/16
    65. Landgericht Nürnberg-Fürth, Urteil vom 19.10.2017, Az. 9 O 9193/16
    66. Landgericht Nürnberg-Fürth, Urteil vom 23.10.2017, Az. 9 O 8283/16
    67. Landgericht Nürnberg-Fürth, Urteil vom 26.09.2017, Az. 9 O 2/17
    68. Landgericht Nürnberg-Fürth, Urteil vom 27.04.2017,  Az.9 O 7324/16
    69. Landgericht Nürnberg-Fürth, Urteil vom 27.04.2017, Az. 8 O 2404/16
    70. Landgericht Nürnberg-Fürth, Urteil vom 27.04.2017, Az. 8 O 3707/16
    71. Landgericht Nürnberg-Fürth, Urteil vom 27.04.2017, Az. 8 O 5990/16
    72. Landgericht Nürnberg-Fürth, Urteil vom 27.04.2017, Az. 8 O 6120/16
    73. Landgericht Nürnberg-Fürth, Urteil vom 27.04.2017, Az. 8 O 6196/16
    74. Landgericht Nürnberg-Fürth, Urteil vom 27.04.2017, Az. 9 O 3631/16
    75. Landgericht Nürnberg-Fürth, Urteil vom 27.04.2017, Az. 9 O 4238/16
    76. Landgericht Nürnberg-Fürth, Urteil vom 27.04.2017, Az. 9 O 6119/16
    77. Landgericht Offenburg, Urteil vom 12.05.2017, Az. 6 O 119/16
    78. Landgericht Offenburg, Urteil vom 30.06.2017, Az. 2 O 133/16
    79. Landgericht Osnabrück, Urteil vom 13.09.2017, Az. 2 O 551/16
    80. Landgericht Osnabrück, Urteil vom 28.06.2017, Az. 1 O 29/17
    81. Landgericht Osnabrück, Urteil vom 28.06.2017, Az. 5 O 2341/16
    82. Landgericht Osnabrück, Urteil vom 28.07.2017, Az. 12 O 1815/16
    83. Landgericht Paderborn, Urteil vom 07.04.2017, Az.2 O 118/16
    84. Landgericht Regensburg, Urteil vom 07.06.2017, Az. 1 O 1522/16 (2)
    85. Landgericht Saarbrücken, Urteil vom 14.06.2017, Az.12 O 104/16
    86. Landgericht Saarbrücken, Urteil vom 26.10.2017, Az. 12 O 62/17

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